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Neupreußische Stadtbefestigung
Fort I - Friedenspark (Hindenburgpark)

1830 Im Anschluss an eine Armierung der Festung Cöln anlässlich der Belgien-Krise wird auf dem Platz des jetzigen Fort I die "Rheinschanze" mit einem massiven Reduit in der Kehle erbaut.

1841-1847 Die Rheinschanze wird zum Fort I mit 300-400 Mann Besatzung und etwa 40 Geschützen umgebaut; u.a. werden an das Reduit zwei Flankenkasematten angefügt. Der Grundriss dieses Forts lehnt sich eng an die Graben-/Wallführung des Vorgängerbaus an und weicht deutlich von den anderen Forts des Inneren Gürtels ab.

Auf moderneren Stadtplänen ist die Entfernung vom Rheinufer infolge inzwischen erfolgter Aufschüttungen wesentlich größer.

1856/1859 Um- und Ausbauarbeiten am Fort I, dabei u.a. Aufschüttung von Traversen und Tieferlegung der Hofsohle.

1882-1891 Bau der linksrheinischen Umwallung: Fort I wird weiterhin als Verteidigungswerk genutzt, es wird in der rechten Flanke an das neue Wallsystem angeschlossen. Mit der Aufgabe des Fort IV übernimmt das Fort I dessen bisherige Zusatzbezeichnung "Paul Erbgroßherzog von Mecklenburg". Im Jahre 1889 werden zur besseren Verbindung mehrere Türöffnungen in die Außenmauer des Reduits gebrochen.

1911 Mit der Aufgabe der Umwallung wird auch Fort I nicht mehr zu Verteidigungszwecken genutzt; Fort und unmittelbare Umgebung werden ab 1914 in einen Park umgewandelt.

Ab 1919 Die wiedereröffnete Universität bezieht zunächst Räume der Handels- und Verwaltungshochschule am Römerpark. Das Reduit des ehemaligen Forts dient den Studenten als Speisesaal.

1926/1927 Auf der Plattform des Reduits errichtet der Kreiskriegerverband in Verbindung mit den ehemaligen Truppenteilen der Stadt ein Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges; die ganze Anlage trägt inzwischen den Namen "Hindenburg-Park".

1939-1945 Während des 2. Weltkrieges wird auf dem Dach des Reduit zum Schutz der Südbrücke zeitweise eine Flugabwehreinheit stationiert.

1989 Das Reduit und der umliegende Park, inzwischen in "Friedenspark" umbenannt, machen einen verwahrlosten Eindruck. In diesem Jahr bekommen die Reste des Forts neben der Funktion als Kriegerdenkmal offiziell einen zweiten Verwendungszweck: Abenteuerspielplatz für Kinder. Damit verbunden werden wesentliche Erhaltungsmaßnahmen am Gebäude durchgeführt.

Heute befindet sich im Reduit ein Kinder -und Jugendzentrum.



Fotogalerie (30 Bilder)


Grundriss des Fort I
(Vor der Verbindung mit der linksrheinischen Umwallung)


Der wie bei allen Kölner Forts trockene Graben wird nach Hochwasser/Überschwemmungen durch einen Kanal in der vorderen linken Schulter entwässert; heute sind vom Graben noch deutliche Reste im Frontteil und an der linken Flanke erkennbar.
Die Formgebung des Walls weist den zwischen Voll -und Hohltraversen aufgestellten Geschützen deutlich 3 Hauptschußrichtungen zu:

- Rhein
- Feind im Frontalangriff
- Flankierung des rechten Nachbarforts

Die heute noch vorhandenen Gebäude/teile sind grün gekennzeichnet.


Seitenprofil des Reduit

Die Zeichnung zeigt den Längsschnitt durch die Mitte des Reduits;daher sind die Untergeschosse der beiden Flankenkasematten hier nicht dargestellt (siehe Zeichnung 5 & 6). In Höhe der rot gekennzeichneten Tür befindet sich die nach unten (zum Untergeschoß) und nach oben (Dach) führende Wendeltreppe. Nach Ende der militärischen Nutzung wurde der Raum zwischen Obergeschoß und vorliegende Deckmauer überbaut, an die Stirnseite der Front wurde im Zuge des Umbaus zum Kriegerdenkmal eine Freitreppe mit darunterliegende Räumlichkeiten angebaut. Die Frontmauer sowie die Decke des vorderen Teils des Reduits haben eine Stärke von 1,30m, auf der Decke liegt zusätzlich noch eine Erdschicht von 1,50m.


Untergeschoß des Reduit

Es gibt drei Teilbereiche, die ursprünglich nicht miteinander verbunden waren; der Zugang erfolgte ausschließlich vom Erdgeschoss. Während des 2. Weltkrieges wurde im Rahmen von Luftschutzbaumaßnahmen ein Verbindungsgang vom Untergeschoss der linken Flankenkasematte zur nach oben führenden Wendeltreppe im Eingangsbereich des vorderen Teils geschaffen. Das Untergeschoss des vorderen Teils, das ausschließlich der Verteidigung des Innenhofs diente, wurde vermutlich im Zusammenhang mit der Anbindung an die linksrheinische Umwallung mit Erde verfüllt, da eine militärische Notwendigkeit nicht mehr gegeben und die bisherige Balkendecke der ständigen Feuchtigkeit auch nicht mehr gewachsen gewesen sein dürfte.


Erdgeschoß des Reduit

Nur das Erdgeschoss ersteckt sich über die Gesamtfläche des Reduit.
Unterkellert sind nur die blau gekennzeichneten Bereiche, ein Obergeschoss gab es nur über den gelb gefärbten Teil.
Die gelb gefärbte Wendeltreppe führt vom Untergeschoss über das Erdgeschos auf das Dach (Plattform).


Grundriss und Längsschnitt der rechten Schulterkaponniere

Im Obergeschoss wurden leichte Geschütze eingesetzt, um mit Kartätschmunition den Graben und die gegenüberliegende Glaciskrone zu bestreichen;
im Untergeschoss gab es Schießscharten für Gewehrschützen.
Dort befand sich auch ein Brunnen. Beide Geschosse waren durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden.


Linke Schulterkaponniere

Wie bei der rechten Schulterkaponniere war auch hier das Obergeschoss für Geschütze, das Untergeschoss für Gewehrschützen vorgesehen. Zu einem späteren Zeitpunkt ersetzte man die größeren Geschützscharten durch kleinere-wahrscheinlich für Maschinengewehr geeignete- Scharten.
Z. Zt. sind Untergeschoss und Hohlgang zumHof mit Bauschutt verfüllt, die entsprechenden Zugänge vermauert.


Geschoß und Pulver - Magazin

In diesen Räumen, die ursprünglich durch eine Mauer voneinander getrennt waren, wurde Munition gelagert und zum Schießen fertiggemacht, d.h., die Geschosse werden mit Pulver gefüllt und mit Zündern versehen; außerdem wurden hier Treibladungen abgepackt.


Latrine

Im Hof befand sich im Kehlbereich des Reduits eine in leichtbauweise ("Friedensbetrieb") errichtete Latrine.
Die Abfuhr der Fäkalien erfolgte durch darunterstehende Kesselwagen, die in den Graben hinausgezogen werden konnten.
Bei den zwei "Rundsitzern" sind deutlich die wie üblich durch Verschlag abgetrennten "Offizier-Abteile" erkennbar.


Graben -und Wallprofil

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